Sturzflüge und Durchstarter
Die Bye Week steht bevor und wir wollen uns anschauen, welche Spieler die Erwartungen bisher erfüllt oder übertroffen und wer womöglich an den Ansprüchen gescheitert ist.
Das erste Drittel der Saison 2023 ist in den Büchern und ich ziehe ein erstes Fazit, welche Spieler meine Erwartungen an ihn übertroffen oder auch nicht erfüllt haben. Wie immer startet man am besten mit den “schlechten Nachrichten”.
Es ist nur eine kleine Auswahl und ich gehe auf die für mich signifikantesten Spieler ein. Spieler, die die Erwartungen ohne großen Zirkus erfüllen oder keine besondere Rolle spielen bzw gespielt haben, werden nicht behandelt (als Beispiel: Randall Cobb war als WR5 geplant und er ist so wenig zu sehen wie ein WR5 - also kein Inhalt dieses Artikels). Here we go:
Krachend gescheitert
Zum Glück stehen hier keine großen Impactplayer, die uns in das gelobte Land führen sollten, aber nichtsdestotrotz sind es wichtige Positionen und man dachte schon, dass sie uns irgendwie etwas bringen. Nach sechs Wochen ist aber einer davon nur irgendwo im Roster zu finden und der andere überhaupt nicht mehr bei den Jets:
EDGE Carl Lawson
Erwartung vor der Saison: Sack Leader EDGE
Realität: Roster Bubble
Man muss es endlich mal einsehen: Carl Lawson ist ein weiterer Free Agency Bust der Jets. 2021 wurde er für drei Jahre und 45 Millionen Dollar verpflichtet und als “der beste Edgerusher für die Jets seit John Abraham” verkauft.
Im ersten Jahr verletzte sich Lawson an der Achillessehen und verpasste die Saison, 2022 war er nur graues Mittelmaß (49 Pressures - #31 von 61) und in diesem Jahr konnte er erst zwei Pressures in vier Spielen (73 Snaps) produzieren. Er war in keinem Spiel Starter und war sogar gleich zweimal auf der inactive Liste zu finden.
Die Zeit von Lawson bei den Jets dürfte beendet sein - entweder über einen Trade vor der Trade Deadline am 31. Oktober oder über einen Platz am Ende des Depth Charts bis zum Ende der Saison, da sein Vertrag ausläuft.
Da man seinen Vertrag am Anfang der Saison überarbeitete, hat man bis einschließlich 2027 noch in jedem Jahr 1,575 Millionen Dollar für ihn in den Büchern stehen…
WR Mecole Hardman
Erwartung vor der Saison: Braxton Berrios+
Realität: nicht mehr im Roster
Ein Jahr und vier Millionen Dollar. Mecole Hardman wurde als “Gadget Player” gesigned, nachdem man Braxton Berrios, der diese Rolle zuvor ausfüllte entließ. Man sparte fünf Millionen und investierte vier davon in Hardman, der zuvor in Kansas City keinen neuen Vertrag erhielt.
Sechs Spiele, davon nur vier “active” und einen Catch für sechs Yards später, ist Hardman wieder zurück im Jersey der Chiefs und die Jets erhielten den Minimalpreis (Tausch von 6th und 7th Round Picks in 2025) als Gegenwert. Es zahlte sich nicht aus. Gleichzeitig macht Berrios einen konstant guten Job als Dolphins Slot WR (17 Receptions, 179 Yards, TD) und man muss 2024 aufgrund von Void Years noch zwei Millionen vom Cap Space für ihn abziehen.
Hinter den Erwartungen
CB Sauce Gardner
Erwartung vor der Saison: Defensive Player of the Year Kandidat
Realität: Top 20 CB
Kann ein Spieler, der in seinem zweiten Jahr nach einem Drittel der Saison in den Top 20 der Cornerbacks zu finden ist, hinter den Erwartungen geblieben sein? Es wäre eine berechtigte Frage und vielleicht ist es auch etwas übertrieben, ihn hier aufzuführen. Aber wie eingangs erwähnt geht es um die Erwartungshaltung des Autors und ich hatte ihn als Kandidaten für den Defensive Player of the Year auf dem Zettel. Dafür fehlt es noch in einigen Bereichen deutlich.
PFF bewertet Sauce derzeit mit einer Overall von 76,0 (#19 von 121 CB’s mit >20% Snaps) und einem Coverage Grade von 80,9 (#9).
In fünf Spielen kamen 17 von 23 Pässen in seine Richtung für 152 Yards und einen Touchdown an (105,7 Passer Rating). Er hat drei Pass Breakups, aber noch keine Interception auf seinem Stat Sheet.
Sauce ist bisher ein guter NFL Cornerback - mehr aber noch nicht. So wie aktuell würde es vermutlich nicht für den Pro Bowl - geschweige denn All-Pro - reichen und dementsprechend liegt er bisher hinter den Erwartungen.
EDGE Will McDonald
Erwartung vor der Saison: Rotational Edge Player mit “Flashes”
Realität: Non-Factor
Will McDonald ist ein 15th Overall Pick. Viele haben sich während des Drafts gefragt, warum die Jets in einem “Win Now” Jahr (was es zum Zeitpunkt des Drafts war) einen Pass Rusher nehmen, der aufgrund seines Entwicklungsstands als Spieler noch Zeit brauchen könnte. Und diese Leute hatten Recht.
Der 1st Rounder war in fünf von sechs Spielen aktiv, durfte aber erst in 58 Snaps auf den Platz. Hierbei konnte er erst einen QB Hurry und einen Tackle vorweisen.
Das ist keine Red Flag und kein Anzeichen für einen Bust oder ein sonstiges Problem, aber ich hätte dann doch mit etwas mehr Impact eines 15th Overall Picks gerechnet. Vielleicht ist das aber auch nur Ungeduld.
Erwartungen übertroffen
T Mekhi Becton
Erwartung vor der Saison: Roster Bubble
Realität: slightly below average NFL Starter
Nein, Mekhi Becton ist nach wie vor nicht gut und wird von Jets Fans gerne “overrated.” Aber trotzdem hat er meine persönlichen Erwartungen übertroffen. Nach seinen Aussagen in der Offseason, nur als Left Tackle spielen zu wollen und er sogar den Coaching Staff recht offen kritisierte, habe ich damit gerechnet, dass er maximal als Backup in die Saison geht. Ich habe sogar seinen Trade bzw eine Entlassung erwartet.
Beides ist nicht der Fall. Becton startete alle sechs Spiele und übernahm nach der zweiten Woche die Blindside vom verletzten Duane Brown. Becton verpasste bislang nur sieben Snaps.
Seine Leistung ist bisher unterdurchschnittlich bis schwach. Er bringt es nur auf eine Pass Block Effizienz von 94,3% (#55 von 62 Tackles mit >50% Snaps) und hat die drittmeisten Penalties unter den NFL Tackles verschuldet (sieben Penalties). Auch im Run Block ist es nicht viel besser - sein PFF Grade liegt bei 57,1 (#42 von 62).
Becton ist in seinem vierten Jahr und ob er noch ein Top 20 Tackle werden kann dürfte bezweifelt werden. Sein Vertrag läuft aus und er wird irgendwo einen Anschlussvertrag bekommen. Damit es für die Jets reicht, muss er noch eine kräftige Schippe draufpacken. Dennoch ist er eine Starting Tackle für die Jets und somit über meinen Erwartungen.
QB Zach Wilson
Erwartung vor der Saison: unbedingt zu vermeidende Katastrophe
Realität: keine Katastrophe
Nur vier Spielzüge hielt die Hoffnung auf ein großartiges Jahr an. Dann machte es “plopp” und die Achillessehne von Aaron Rodgers entschied sich dazu, getrennte Wege zu gehen.
Und schon fiel einem das Prinzip “auf Lücke setzen” auf die Füße: Zach Wilson musste ran, da man keinen Backup Quarterback mit besserem Niveau verpflichten wollte.
In den ersten drei Wochen sah man dann auch den Zach Wilson, den man erwarten konnte: #30 von 32 Quarterbacks laut PFF (48,5), 3,9% turnover-worthy plays, 5,6 Yards per Attempt (#30), 2 TD, 4 INT.
Doch ab Woche vier machte es “Klick”. Zach ist nach wie vor kein guter QB, aber er spielt seit drei Wochen auf NFL Backup Niveau und somit weit über den Erwartungen, die nahezu jede/r mit Footballsachverstand hatte. Ich erlaube mir mal, mich selbst von Twitter zu zitieren anstatt es doppelt zu schreiben:
Durchstarter
LB Quincy Williams
Erwartung vor der Saison: slightly below average NFL Starter
Realität: All-Pro Level
Was für eine unglaubliche Performance Quincy Williams an den Tag legt, kann jede/r sehen, der/die nur ein Spiel der New York Jets verfolgt hat. Denn Quinnens großer Bruder war in jedem herausragend.
Der Waiver Pickup (Jaguars) von 2021 erhielt vor der Saison eine Vertragsverlängerung und viele - mich eingeschlossen - vermuteten, dass es eine große Rolle in den Verhandlungen mit Quinnen Williams spielte und er deshalb einen besseren Vertrag erhielt, als er eigentlich verdiente.
Er war 2022 ein Hard Hitter, der jedoch viel zu selten den Kopf oben hatte und mit 14,0% Missed Tackles einen viel zu hohen Wert an den Tag legte. Dazu gab es Schwierigkeiten in der Coverage.
2023 ist alles anders. Bislang nur 6,9% missed Tackles (Top 20), zwei Sacks, 30 Defensive Stops (#1 LB in der NFL), vier Pass Breakups, ein forced Fumble und diverse Clutch Plays. PFF bewertet ihn aktuell als den fünftbesten Linebacker mit 84,3 Overall und dem zweitbesten Coverage Linebacker hinter seinem Kollegen C.J. Mosley. PFF kann keine einzige Schwäche ermitteln.
Die Jets haben neben den Baltimore Ravens das beste Linebacker Duo der NFL und Quincy Williams hat jede/n ZweiflerIn Lügen gestraft. Wäre die Saison jetzt vorbei, müsste er mindestens in den Pro Bowl berufen, wenn nicht sogar zum All-Pro ernannt werden.
EDGE Bryce Huff
Erwartung vor der Saison: situational Pass Rusher am Ende des Depth Charts
Realität: No 1 Edge Rusher
Der UDFA von 2020 (Memphis Tigers) spielt bereits im vierten Jahr für die Jets. Letztes Jahr kam ein “kleiner” Breakout, als er am Ende des Jahres einen Elitewert von PFF erhielt (90,4). ABER: Huff spielte nur 191 Snaps und wurde quasi exklusiv in true passing Sets (zum Beispiel 3rd/4th and long) eingesetzt, wenn er auf jeden Fall über die Edge nur gegen einen Gegenspieler antreten musste. Dies hübschte seine Pressures und win rates natürlich auf. 36 Pressures standen am Ende in den Büchern.
Huff erhielt den 2nd Round Tender und spielt in diesem Jahr eine größere Rolle - und macht den Job trotzdem so ausgezeichnet wie letztes Jahr.
Bislang sind es 147 Snaps und somit wird er wohl noch vor der Halbzeit der Saison seine Einsatzzeit aus 2022 erreichen. Doch noch besser: Er ist bereits jetzt nur noch zwei QB Pressures von seinem 2022er Gesamtwert entfernt: 34 Total Pressures.
Ein kurzer Blick auf die gesamte NFL: 15 QB Pressures über die letzten beiden Wochen (#1 NFL), 34 QB Pressures (#4 NFL), 28,9% Pressure Rate (#1 NFL).
Bryce Huff ist der beste Edge Rusher der Jets. Nach wie vor kein Full Time Starter, aber mehr kann man von einem situational Pass Rusher eigentlich nicht bekommen.