Vorab: Dieser Newsletter sollte eigentlich “nur” die QB Frage behandeln, doch dann kam diese epische Nacht für die New York Jets. Bei den NFL Honors wurden Joe Klecko (endlich!) und Darrelle Revis (First Ballot) in die Hall of Fame aufgenommen.
Joe Klecko, ein wichtiger Bestandteil der legendären New York Sack Exchange, wurde viel zu lange ignoriert. Der vierfache Pro Bowler und dreifache All-Pro war eine Sack Maschine und konnte alle Positionen der D-Line spielen. Seine #73 war bereits retired und nun hängt endlich das goldene Jackett in seinem Schrank.
Die selbe Ehre für unsere #24. Über Revis Island braucht man nicht viel erzählen, denn die meisten von euch werden ihn noch aktiv erlebt haben. Doch wie im Podcast angesprochen, möchte ich euch das Video von einem der meiner Meinung nach legendärsten CB/WR Matchups verlinken. Calvin “Megatron” Johnson gegen Darrelle Revis aus dem Jahr 2010. Zurücklehnen und genießen: Watch on Youtube
Außerdem wurden Garrett Wilson UND Sauce Gardner zum Offensive/Defensive Rookie of the Year gewählt. Über deren Saisons muss man nicht viel sagen. Ihr habt sie gesehen. Diese beiden werden uns noch viel Spaß machen und es ist erst das dritte Rookie Duo eines Teams in der NFL Geschichte, das im selben Jahr beide Awards abräumt. The Future is bright!
Doch nun wollen wir zum Hauptteil kommen. Die QB Suche. Here we go:
Dass die New York Jets 2023 nicht mit Zach Wilson in die Saison gehen werden, dürfte wirklich jedem klar sein. Es ist keine Frage, dass der Starter für die neue Saison noch nicht im aktuellen Kader steht.
Und wie auch schon von Owner Woody Johnson in einem Interview angekündigt, sind die Jets in erster Linie auf der Suche nach einem Veteran QB.
Wie in jedem Jahr ergeben sich in der Offseason Möglichkeiten, an einen gestandenen Kandidaten zu kommen und so ist es auch in diesem Jahr. Die am meisten beachteten Namen, die in Zusammenhang mit den Jets gebracht werden, sind Aaron Roders (Green Bay Packers), Derek Carr (Las Vegas Raiders), Jimmy Garoppolo (San Francisco 49ers) und Lamar Jackson (Baltimore Ravens). Es ist jedoch keine freie Auswahl, denn auch andere Teams suchen nach Quarterbacks und nicht alle sind frei verfügbar.
Schauen wir uns die ganzen Kandidaten und die aktuellen Gerüchte einmal genauer an:
Aaron Rodgers
“The elephant in the room” könnte man hier sagen. Aaron Rodgers ist vierfacher NFL MVP (2011, 2014, 2020, 2021) und die Gerüchte, dass er die Green Bay Packers per Trade verlassen könnte, reißen nicht ab. Rodgers ist bereits 39, aber ein Karriereende scheint eher die geringere Wahrscheinlichkeit zu sein, wenn man sich in den letzten Wochen seine diversen Äußerungen, unter Anderem in der Pat McAfee Show, angehört hat. Er scheint noch nicht satt zu sein und eine Saison ohne Playoffs macht einem Spieler seines Kalibers den Ruhestand nicht unbedingt schmackhafter.
Verfügbarkeit
Aaron Rodgers steht bei den Green Bay Packers noch bis 2026 unter Vertrag und wäre somit lediglich per Trade zu haben. Dass er verfügbar ist - darüber sind sich die Experten einig. Bei den Packers scheint das Tischtuch zerschnitten zu sein. Rodgers ist nach wie vor unzufrieden damit, dass man 2020 in der ersten Runde sein (Zitat) “Replacement” gedraftet hat (QB Jordan Love, R1, Pick 26).
Preis
Glaubt man den Gerüchten, dürfte er trotz seines hohen Sportleralters jedoch noch mindestens einen 1st Round Pick, sowie weitere Picks im mittleren Bereich kosten. Aufgrund der Unsicherheit seines potentiellen Retirements werden Picks sicherlich an Konditionen gekoppelt sein und je nach Erfolg/aktiver Spielzeit verändert (conditional Draft Picks).
Seine Vertragssituation ist kompliziert.
Die Kurzvariante: Die Cap Hits für das neue Team im Falle eines Trades sind 2023: 15,79 Millionen / 2024: 32,54 Millionen / 2025: 51,14 Millionen / 2026: 45,25 Millionen
Die Langvariante: https://overthecap.com/the-salary-cap-impact-of-trading-for-aaron-rodgers
Fazit und Wahrscheinlichkeit
Es ist kompliziert. Roders bringt sicherlich die Chance mit, dass 2024 eine Lombardi Trophäe im Schrank in Florham Park steht. Über seine Qualität muss man nicht diskutieren. Rodgers war 2020 und 2021 NFL MVP unter dem neuen OC der Jets, Nathaniel Hackett, und gehört zu den besten Quarterbacks, die jemals einen Helm aufgesetzt haben - da sind sich wirklich alle einig. Die Jets haben die Waffen und Rodgers zeigte sich von diesen auch beeindruckt, wie in dem Kurzinterview in der Pat McAfee Show zu hören (siehe unten).
Außerdem hat es in der Vergangenheit bereits funktioniert, dass Top 5 QBs bei einem späten Wechsel in ihren Karrieren an neuer Wirkungsstätte Ringe einheimsen konnten - jüngste Beispiele sind Matthew Stafford (Lions → Rams), Tom Brady (Patriots → Buccaneers) und Peyton Manning (Colts → Broncos). Also warum nicht diesmal Rodgers (Packers → Jets). Der Preis ist jedoch hoch und man wird noch bezahlen, wenn Rodgers bereits am Strand in Florida liegt.
Ich persönlich glaube, dass Rodgers der wahrscheinlichste QB in New Jersey sein wird. Die Zeichen stehen darauf.
Wahrscheinlichkeit: 25 %
Derek Carr
Viele bringen Derek Carr mit den Jets in Verbindung - schlicht und einfach, weil er ein Quarterback ist, die Jets keinen haben, aber einen brauchen.
Derek Carr wurde 2014 in der zweiten Runde von den Oakland Raiders gedraftet und setzte sich gleich im Camp durch. Sein erster Career Start kam dann direkt in Week 1 - gegen die New York Jets. Seine Karriere lief bislang durchaus erfolgreich, auch wenn noch kein Ring an seinem Finger steckt, was jedoch auch daran liegt, dass die Raiders konstant schlechte Defenses haben. Der folgende Tweet sagt alles. Wie soll man so gewinnen?


Fakt ist, dass Derek Carr von den Statistiken her in seiner Karriere bei den Jets nahezu alle Rekorde für Quarterbacks gebrochen hätte, wäre er in unseren Farben gewesen. Ob Single Season Passing Yards (Jets [Joe Namath, 1967]: 4007 / Carr: 4804), Single Season Passing Touchdowns (Jets [Ryan Fitzpatrick, 2015]: 31 / Carr: 32], Career Yards (Jets [Joe Namath]: 27057 / Carr: 35222) etc pp.
Carr ist auch laut Pro Football Focus immer leistungstechnisch über dem Durchschnitt, ist vierfacher Pro Bowler, erst 31 Jahre alt und hat in seiner Karriere in neun Saisons erst zwei (!) Spiele verpasst (zwei weitere in der vergangenen Saison - diese jedoch aus finanziellen Gründen).
Verfügbarkeit
Carr steht bei den Raiders zwar noch unter Vertrag, aber am 15.02 werden große Summen seines Vertrags garantiert und es gilt als absolut sicher, dass er am 15.02. kein Raider mehr ist. Wenn bis zu diesem Datum kein Trade stattfindet - was aus finanziellen Gründen und seiner “No Trade Klausel” (er muss seine explizite Zustimmung geben, wohin er getadet wird und kann jeden Trade ablehnen) als Unwahrscheinlich gilt, dann wird er entlassen, zum Free Agent und kann direkt anfangen, mit Teams zu verhandeln und einen Vertrag abzuschließen - unabhängig vom Start des League Year 2023.
Preis
Bei einem Trade vor dem 15.02. wird mit einem Day 2 Draft Pick gerechnet. Jedoch gilt dies aufgrund der Vertragsstruktur, die bei einem Trade übernommen werden muss, als sehr unwahrscheinlich. Laut Experten muss man bei einem Signing von Derek Carr einen mehrjährigen Vertrag im Bereich 30-35 Millionen Dollar pro Jahr einrechnen.
Fazit und Wahrscheinlichkeit
Derek Carr wäre eine ausgezeichnete Lösung für die Jets, auch wenn er natürlich kein Rodgers ist. Ich persönlich zweifle noch, ob Carr/Jets überhaupt ein guter “Fit” ist, wie auch laut Connor Rogers beim Senior Bowl kaum Leute aus Ligakreisen diese Kombination als wahrscheinlich erachten.
Er ist jedoch ein etablierter Veteran und wenn man die Scheine auf den Tisch legt, würde Carr mit Sicherheit der beste QB sein, den die Jets seit ganz, ganz langer Zeit hatten.
Er flirtet aber auch derzeit mit den New Orleans Saints. Aber er wäre auch nicht clever, wenn er nicht jede Möglichkeit in Betracht ziehen würde.
Wahrscheinlichkeit: 20 %
Jimmy Garoppolo
Jimmy G. wird schon allein wegen der Verbindung San Francisco/Robert Saleh mit den Jets in Verbindung gebracht. Warum das jetzt der Fall ist, bleibt mir schleierhaft, weil Saleh DC in San Fran war und Mike Lafleur nicht mehr der OC der Jets ist, aber komplett von der Hand zu weisen ist das natürlich auch nicht.
Jimmy G. kam 2014 in der zweiten Runde des Drafts in die Liga, lernte dort das Laufen hinter Tom Brady in New England und wurde anschließend nach einem Trade 2017 (2nd Round Pick) Starter in San Francisco, wo er seitdem für die 49ers auf dem Platz steht. Er spielte zwar noch keinen Pro Bowl, wurde jedoch von den Spielern bereits zweimal in die “NFL Top 100” gewählt (2017: #90, 2019: #43). Laut PFF waren seine besten Career Grades in 2017 mit 86,6 (351 Snaps) und die Saison 2019 mit 77,3 (1232 Snaps), als er die 49ers in den Super Bowl führte (20-31 Niederlage gegen die Kansas City Chiefs).
Verfügbarkeit
Jimmy Garoppolos Vertrag läuft aus. Er wird zum Start des League Year (15.03.) unrestricted Free Agent unn kann dann mit jedem Team frei verhandeln. Dass die 49ers ihn verlängern ist äußerst unwahrscheinlich, da Jimmy G. irgendwo Starter sein wird und man in San Francisco mit dem 3rd Overall Pick von Trey Lance in 2021 klar gesehen hat, in welche Richtung es auf dieser Position gehen soll. Außerdem gibt es dort die Brock Purdy Story, die wirklich jeder mitbekommen hat, auch wenn man sich statt für Football nur für Briefmarkensammeln und Backenbärte interessiert.
Preis
Jimmy Garoppolo wird irgendwo einen Vertrag als Starter bekommen, somit muss man auch einen entsprechenden Vertrag anbieten. Er wird keine Draft Picks kosten.
Laut Spotrac liegt sein Marktwert im Bereich eines Vierjahresvertrags mit einem jährlichen Gehalt von 34,9 Millionen Dollar.
Fazit und Wahrscheinlichkeit
Sollte Jimmy G Jets QB 2023 werden, muss man auch einen guten Backup QB verpflichten, denn in den fünf Saisons als Full Time Starter konnte er nur eine einzige Saison durchspielen (2019) und verpasste verletzt sage und schreibe 28 Spiele in fünf Jahren. Außerdem verlor er letztes Jahr seinen Job an Trey Lance, was auch nicht von der Hand zu weisen ist.
Sollte man weder an Derek Carr noch an Aaron Rodgers kommen, dürfte Jimmy G die beste, sportlich gesehene, Lösung sein. Er hat bereits einmal ein Team in den Super Bowl geführt und bewiesen, dass nur wegen ihm nicht nach Week 18 mit dem Ende der Saison zu rechnen ist. Er ist zwar kein Top 10 QB, aber hat das Potential, einen guten Kader weit zu bringen. Er wäre der beste Jets Quarterback seit über einem Jahrzehnt - das steht außer Zweifel. Aber er wäre auch kein Joe Namath.
Wahrscheinlichkeit: 20 %
Die drei zuvor Genannten sind die wahrscheinlichsten Lösungen. Auf die weiteren werde ich in kürzerer Form eingehen, da es sonst den Rahmen sprengt:
Lamar Jackson
Sollte das passieren, wäre es ein Walk Off Home Run im World Series Game 7. Vielleicht spricht der Fanboy aus mir, aber wer gegen einen Lamar Jackson bei den Jets argumentieren würde, hat den Football nie geliebt. Lamar ist 26, zweifacher Pro Bowler, 1st Team All-Pro und NFL MVP. Mehr geht eigentlich nicht. Mit Lamar Jackson wären die Jets nicht nur Playoff, sondern instant Super Bowl Contender. Seine unglaubliche Gefahr durch die Kombination aus kaum zu stoppendem Running und above average Passing sind das Kryptonit für jeden Gameplan eines gegnerischen Defensive Coordinators.
Verfügbarkeit
Lamar Jacksons Vertrag läuft am 15.03.2023 aus, er hat noch keinen neuen Vertrag und ist in einem Monat Free Agent. Also zumindest in der Theorie. Sollte Baltimore - eine der am besten gemanagten Franchises der NFL - keinen dicken Anschlussvertrag aushandeln können, ist der Franchise Tag eine mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreffende Entscheidung. Dort müsste man unterscheiden in Transition Tag, exclusive und non-exclusive Tag, aber im Fall Lamar ist der exclusive Franchise Tag die einzig sinnvolle Variante. Dies würde bedeuten, dass Lamar keine Chance hat, mit anderen zu verhandeln und das Jahr entweder spielt oder aussitzt wie seinerzeit LeVeon Bell bei den Pittsburgh Steelers. Das wird aber nicht passieren. Es wird eine Einigung geben. Also ist seine Verfügbarkeit nur theoretisch im Fall des Exclusive Franchise Tags, der unterzeichnet werden müsste, und dann ein “Tag and Trade” mit diesem Einjahresvertrag und einer abgemachten Long Term Extension bei dem Team, zu dem er getradet wird. Ich hoffe, das war verständlich erklärt.
Preis
Wie schon geschrieben ist Tag and Trade die einzige Variante und dann ist der Preis kaum abzusehen. Ein 26-jähriger Franchise QB mit einem MVP Titel wird eigentlich nie verfügbar und deshalb hat man keine Referenzfälle. Es würde mindestens drei 1st Round Picks plus weitere Day 2 Picks und möglicherweise auch gute Spieler kosten. Ein All-In Move für ein Team mit einem Kader, dem nur ein QB fehlt. Das sind die Jets im gewissen Sinne. Aber schlagt euch die Sache aus dem Kopf. Lamar bleibt in Baltimore.
Wahrscheinlichkeit: <5 %
Andere Veteran Free Agents
Die Jets sind nicht das einzige Team, das einen QB sucht. Außerdem träumt nicht jeder Spieler davon, ausgerechnet für die New York Jets zu spielen. Somit besteht natürlich durchaus die Möglichkeit, dass keiner der oben genannten “Big Four” in New Jersey landet. Und dann muss man schauen, was der Free Agent Markt noch so hergibt:
Jacoby Brissett, Geno Smith, Baker Mayfield, Gardner Minshew, Tyler Huntley, Cooper Rush, Drew Lock, Taylor Heinicke, Andy Dalton, Daniel Jones, Sam Darnold etc pp…
Na, beeindruckt? Ich auch nicht. Es sind durchaus Varianten dabei, mit denen man nicht den First Overall Pick ansteuern würde, aber jeder dieser Spieler wäre nicht mehr und nicht weniger als ein Trostpreis oder eine mittlere Katastrophe. Es kann aber passieren. Und es ist nicht ausgeschlossen, da jede dieser Lösungen bestimmt besser wäre als eine interne Lösung. Schließt nicht aus, enttäuscht zu werden.
Wahrscheinlichkeit: 10 %
Draft Pick 2023
Auch hier sehe ich Szenarios, in denen ein erneuter QB Pick der Weg der Jets sein könnte. Ein Veteran QB ist wahrscheinlich, aber wenn alle weg sein sollten und man keinen Trostpreis will, könnte Joe Douglas auch auf die Idee kommen, in Chicago anzurufen und den besten Kandidaten als 1st Overall Pick zu wählen. An 13 wäre es wohl zu spät und somit ist hier ein Uptrade das Mittel der Wahl. Das wäre teuer und wäre der Fanbase schwer zu verkaufen, jedoch ist die Stimme der Fans nicht immer die vernünftigste. Man müsste einiges anbieten, um einen Bryce Yong von Alabama draften zu können, der der wahrscheinlichste QB1 des Drafts ist. Das habe ich mal ausgerechnet und erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren

Der genannte Preis ist realistisch, da er sich am Trade Value Chart orientiert. Es könnte aber auch noch teurer werden.
Insgesamt ist dies nicht die einzige Draft Variante, aber die Möglichkeit, dass die Lösung doch im Draft gesucht wird (bzw werden muss), sollte nicht ignoriert werden.
Wahrscheinlichkeit: 15 %
In-House Lösung
Ein von mir sehr geschätzter Autor (Patrick Salmen) sagte einmal “Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen”
Tja, wenn alle Stricke reißen, dann heißt die Lösung Zach Wilson und/oder ein re-signing von Mike White (nein, nicht Chris Streveler - ich will nicht darüber lesen oder schreiben). Es ist unwahrscheinlich und einige Hardliner würden vermutlich wieder eine Demonstration in New Jersey starten, aber die schlechteste aller Varianten ist nicht zwangsläufig die schlechteste aller Varianten aus Perspektive der Jets Organization. Es wird nicht passieren. Aber man muss es ansprechen.
Wahrscheinlichkeit: 5 %