Blackbox KW17
What a week.... Aaron Rodgers, Draft und Signings. Die 17. Kalenderwoche hat das Gesicht der Jets signifikant verändert.
Die vergangene Woche hatte es wirklich in sich. Erst der lang erwartete Trade, Re-Signings, Entlassungen und als krönender Abschluss der NFL Draft.
Aber wie immer Step by step.
“Mind the Gap, please”
Montag, der 24. April, stand unter dem Motto der Ansagen in der Londoner U-Bahn. Dort wird bei jeder Einfahrt eines Zuges dieser Satz über die Lautsprecher geäußert, der vor der lebensgefährlichen Lücke zwischen dem Zug und der Bahnsteigkante warnt, und alle, die bereits einmal in London waren, benötigten diese Information nicht, sondern dachten bereits beim Lesen der Überschrift sofort an ihren letzten London Trip, richtig?
Aber was hat der Satz mit den New York Jets zu tun? Es gab (mindestens) zwei riesige, gefährliche Lücken im Kader: Center und Quarterback. Und beide wurden am Montag geschlossen. Zunächst war es die bislang seit dem Vertragsende von Connor McGovern unbesetzte Stelle des Centers. McGovern unterschrieb 2020 einen Dreijahresvertrag (27 Millionen Dollar) und spielte diesen komplett aus. Er ist quasi nie verletzt und in seinen Leistungen grundsolide. Auch wenn er in den letzten drei Jahren mit 15 Sacks die meisten unter Centern für diesen Zeitraum zuließ, hat er unbestritten Qualitäten. PFF bewertete ihn im Jahr 2021 mit 75,9 (#9 Center) und 2022 mit 69,6 (#11 Center). Er war einer der besseren Center in einem dünnen Markt und versuchte, einen vernünftigen Vertrag zu erhalten. Dies ging wohl schief und es gab kaum Angebote. Somit nahm er den Vertrag an, den Joe Douglas ihm vorlegte, nach eineinhalb Monaten Free Agency an: ein Jahr, 1,9 Millionen Dollar, 1,25 garantiert.
Die Lücke auf Center wurde somit noch vor dem Draft geschlossen, denn selbst, wenn es dort einen korrespondierenden Pick gab, ist Connor McGovern jemand, den man ohne Bauchschmerzen aufstellen kann.
Die zweite, geschlossene Lücke erhielt medial ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. Aber nur ein ganz kleines bisschen.
Na endlich
Nur sieben Stunden nach dem Re-Signing von McGovern gab es endlich den Brustlöser, auf den so viele gewartet haben:
Aaron Rodgers ist nun auch offiziell ein New York Jet. Ich könnte hier jetzt einen ziemlich großen Textblock verfassen, aber dies ist ja der Newsletter, der zu unserem Podcast gehört und in dieser Woche gab es auch noch eine zugehörige Pressekonferenz. Und dies behandelten wir direkt am Abend des Trades in einem Emergency Podcast:
Die Pressekonferenz fand dann am Mittwoch, dem 26. April, statt. Statt Takeaways aus dieser PK zeige ich sie hier einfach komplett:
Contracts don’t matter
In Analytics Kreisen wird der Satz in der Überschrift gerne mit dem Nomen Runningbacks statt Contracts verwendet. Darauf möchte ich jetzt aber nicht eingehen. Die Kombination passte nur. Eine flashy Überschrift ist immer cool.
Aber ich weiche ab: Ty Johnson musste am Mittwoch, dem 26. April, seinen Spind räumen. Und das, obwohl er erst vor einem Monat einen neuen Vertrag unterschrieb. Sowas ist meiner Meinung nach immer äußerst unglücklich. Spieler haben einfach überhaupt keine Arbeitsplatzsicherheit in der NFL. Innerhalb des letzten Monats ist auch nicht viel passiert und somit war sein Re-Signing und der anschließende Cut einfach sinnlos. Von seinem neuen Vertrag über 1,2 Millionen Dollar waren 250.000 Dollar garantiert. Eine Viertelmillionen Dollar für einen Monat auf dem Sofa. Wenigstens eine Entschädigung für diesen Hickack.
Ty Johnson kam in der Saison 2020 als Waiver Pickup aus Detroit. Über die Rolle des 3rd/4th Runningbacks kam er hierbei nie hinaus. Im Passspiel wurde er zwar eingesetzt, aber jeder Wurf auf ihn war eher Glückssache. In seiner Zeit bei den Jets hatte er eine Drop Percentage von 17,3 % (75 Targets). Viel, viel zu hoch. Seine Hauptaufgabe war das Laufspiel. In 44 Spielen machte er für die Jets 652 Yards gut und erzielte dabei vier Touchdowns. Darüber hinaus war er viel in den Special Teams eingesetzt.
Der 53. Mann
Ein NFL Roster besteht aus 53 Spielern. 52 davon haben eine oder mehrere der folgenden (Haupt-)Aufgaben: werfen, blocken, laufen, tacklen, fangen, schießen. Nur einer nicht: Der Long Snapper. Der 53. Mann. Der Typ, für den bei Madden NFL noch immer keine Position existiert und den man deshalb immer als ersten cuttet, weil er als Tight End mit einem Overall Grade von 52 ohne Spielerfoto im Kader geführt wird.
Aber ist er deshalb unwichtig? Mitnichten! Ein Long Snapper ist wie ein Roadie einer Rock Band. Wenn man ihn nicht sieht, hat er seinen Job gut gemacht. Und wenn er das nicht macht, ist es in der Regel ein Touchdown für den Gegner. Wenn der Long Snapper den Ball nicht akkurat zum Punter oder Holder wirft, endet es halt in Katastrophen. Und ein Long Snap kann nicht mal eben von dem Center übernommen werden, denn es ist alles andere als einfach und muss regelmäßig geübt werden. Versucht selber mal, das Ei durch die Beine nach hinten über 15 Yards in einen Mülleimer zu snappen. You will fail!
Und deshalb sind Long Snapper nicht unwichtig, jedoch auch aufgrund des limitierten Impacts Spieler, die nicht oft wechseln oder ein Thema in der Free Agency sind. Wenn man einen zuverlässigen gefunden hat, dann hält man ihn. Und dies passierte bei den Jets am Freitag, dem 28. April, kurz vor Draft Day 2
Thomas Hennessy (28) unterschrieb einen neuen Vierjahresvertrag. Er kam 2017 in die NFL und wurde nach dem Camp bei den Colts für Safety Ronald Martin zu den Jets getradet. Seitdem spielte Ronald Martin 18 Snaps in der NFL in Special Teams, Hennessy hingegen machte 860 Long Snaps und erhält bereits seine zweite long term Extension nach 2019 (4 Jahre, 4,4 Millionen). Vertragsdetails sind noch nicht bekannt, dürften aber in ähnlichen Sphären liegen.
Viel Text für einen Long Snapper. Aber diese Position verdient auch Aufmerksamkeit. Long Snappers matter.
Draft Class of 2023
Die Ereignisse der Woche wurden mit einem der größten Sportevents, bei dem überhaupt kein Sport ausgeübt wird, abgerundet: dem NFL Draft 2023.
In Kansas City, Missouri, war eine riesige Bühne aufgebaut und neben den unzähligen Einblendungen von picknickenden Eltern mit Bollerwagen, ausgeprägten Werbeblöcken mit kaum spürbaren Hinweisen auf das nächste TV Event mit dem NFL Schedule Release und wild brüllenden Fans unterschiedlicher Teams in Karnevalsoutfits, ging es nebenbei auch hin und wieder darum, welcher Collegespieler von welchem Team ausgewählt wurde. In Runde eins am Donnerstag, dem 27. April, war Bryce Young von den Alabama Crimson Tide der erste, der auf die Bühne durfte. Er ist ein Carolina Panther. Danach wurde die AFC South noch ordentlich mit Quarterbacks aufpoliert (Texans mit CJ Stroud, Colts mit Anthony Richardson und Titans mit Will Levis) und man wartete bei den Jets, wie das Board so fällt. Man tradete ja zuvor auf 15 zurück (siehe oben) und der Plan A - zumindest nahm man es so an - löste sich nach und nach auf. Die Offensive Tackles Paris Johnson, Darnell Wright und Peter Skoronski waren zeitig weg und so stand noch Broderick Jones als verfügbarer Spieler auf dem Board. Die Steelers, ursprünglich auf 17, wollten den Jets dann zuvorkommen und tauschten mit den Patriots auf 14, indem sie ihren 4th Round Pick nach Massachusetts schickten. Jones war vom Board, man selbst musste seinen Plan justieren und pickte
Damit hat kaum jemand gerechnet. McDonald stand in fast keinen Mock Drafts in Runde 1. Aber Mock Drafts sind auch nicht die Realität.
McDonald ist ein pure Pass Rusher und wird die Rotation mit Jermaine Johnson, Carl Lawson, John Franklin-Myers, Micheal Clemmons und Bryce Huff stärken. Ob er ein Year 1 Impact machen wird, wird sich zeigen. Jedenfalls war es ein Pick für die Defense, während viele mit einem offensiven Pick rechneten. Viel näher werde ich auf den Spieler jetzt nicht eingehen, da ich mich selber auch noch mit ihm beschäftigen muss und es hier den Rahmen sprengen würde.
Dann kam Draft Day 2 am Freitag, dem 28. April. Die Jets hatten nur diesen einen Pick in Runde zwei, da der zweite Pick - ursprünglich ein 3rd Rounder, im Rahmen des Elijah Moore Trades zu den Browns wechselte. Dafür erhielt man zwar einen 2nd Round Pick, der wiederum im Paket für Aaron Rodgers nach Green Bay ging. So weit so gut. Man war an 43. Stelle dran und wählte
Tippmann ist ein pure Center und soll die langfristige Lösung sein. Nach dem Abgang vom Ring of Honor Member Nick Mangold suchte man zunächst nach Stabilität auf dieser Position und griff zweimal nacheinander ins Klo (Spencer Long, Ryan Kalil), bevor man mit Connor McGovern für die letzten drei Jahre zumindest vernünftigen Durchschnitt finden konnte. Diesen hat man für ein weiteres Jahr und Tippmann wird nicht direkt unter Druck stehen, den Starterposten besetzen zu müssen. Auf jeden Fall soll er für die nächsten Jahre den Need auf Center obsolet machen. Er wurde in vielen Mock Drafts in der frühen zweiten Runde gesehen. Passt also.
Danach waren die Jets erst wieder am letzten Tag dran. Am Samstag, dem 29. April, wurde die Draft Klasse komplettiert. Folgende Spieler nahmen die Jets in ihren Kader auf:
Runde 4, Pick 120: Carter Warren, Tackle, Pittsburgh
Runde 5, Pick 143: Israel Abanikanda, Running Back, Pittsburgh
Runde 6, Pick 184: Zaire Barnes, Linebacker, Western Michigan
Runde 6, Pick 204: Jarrick Bernard-Converse, Cornerback, LSU
Runde 7, Pick 220: Zack Kuntz, Tight End, Old Dominion
Es ist ein Newsletter und keine Draft Analyse. Deshalb lasse ich das mal so im Raum stehen. Wenn man and Day 3 einen Impact Spieler in der Rookie Saison erhält, ist es außergewöhnlich.
Zumindest gibt es tolle Stories mit Carter Warren, der nur 15 Minuten zu Arbeit fahren wird, weil er aus seinem Kinderzimmer fast das MetLife Stadium sehen kann und Israel Abanikanda (ausgesprochen: A-Banna-Kan-Da), der in Brooklyn wohnt und aufgewachsen ist.
Entweder vom 05. bis 08. oder vom 12.-15. Mai findet das Rookie Minicamp statt. Das genaue Datum konnte ich bisher nicht ermitteln. Dort werden auch unzählige Spieler eingeladen, die ihre Namen im Draft leider nicht auf den Bildschirmen finden konnten. Es kommen bestimmt noch einige Namen dazu und vielleicht findet man einige davon in Zukunft öfter als nur in solchen Listen. In der jüngeren Vergangenheit schafften es bei den Jets Spieler wie EDGE Bryce Huff oder RB Zonovan “Bam” Knight über diesen Weg in den Kader und auf die Stat Sheets der Regular Season.
Hier ein paar bislang bekannte Namen für das Rookie Minicamp:
Josh Falco, TE, USC
Lindsay Scott, QB, Incarnate Word
Trey Dean, S, Florida
Ian Swenson, S/LB, Connecticut
Tim Demorat, QB, Fordham
Caleb Johnson, LB, Miami
TJ Luther, WR, Gardner-Webb
EJ Jenkins, WR/TE, Georgia Tech
Xavier Gipson, WR, Stephen F. Austin
Travis Dye, RB, USC
Jason Brownlee, WR, Southern Miss
Kahlef Hailassie, CB, Western Kentucky
Claudin Cherelus, LB, Alcorn State
Maalik Hall, LB, Southeastern Oklahoma State
So, das war es. Puh. Eine ereignisreiche Woche und vor acht Tagen sah das Jets Team noch ganz anders aus.
Ich wünsche euch allen einen guten Start in die Woche und einen schönen 1. Mai.