Legal, Illegal, Scheißegal
Auch wenn die legendäre Hamburger Punkband Slime mit ihrem Refrain dieses Klassikers etwas anderes meinte, umschreibt es ganz gut die Ironie im Begriff “legal tampering”. Schließlich ist Tampering ein Begriff für illegale Verhandlungen. Und wenn man illegale Verhandlungen legal macht, können sie keine illegalen Verhandlungen mehr sein. Sondern einfach nur Verhandlungen. Warum die NFL nicht einfach auf den Quatsch verzichtet und offiziell sagt, dass es diesen einen Zeitpunkt gibt, ab wann es losgeht mit der ganzen Free Agency soll aber nicht Teil dieses Newsletters sein. Patrick hat mich auf diese Ironie angesprochen und sie ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen.
Wie dem auch sei - die legal tampering period aus Jets Perspektive habe ich bereits im letzten Artikel aufgearbeitet und somit verweise ich darauf und setze danach mit den restlichen News der vergangenen Woche an:
Neuer Podcast
Eine neue Folge ist online. Aufnahmezeitpunkt war Freitagabend:
Die Pat McAfee Show
Am Dienstag platzte eine kleine Bombe, als der ehemalige Punter der Indianapolis Colts, Pat McAfee, ankündigte, dass Aaron Rodgers am Mittwoch in die Sendung geschaltet wird. Das an sich ist nicht Ungewöhnliches, denn Rodgers ist Stammgast in der Sendung, jedoch wartete zu diesem Zeitpinkt jede/r auf eine Äußerung des vierfachen NFL MVP über seine Zukunftspläne: Packers, Jets oder doch Rente? Und was ist am Tweet von Trey Wingo dran? Haben wir uns alle getäuscht? Hat Rodgers eine Wunschliste geschrieben? Und warum weiß Adam Schefter noch nichts?
Ziemlich viele bis alle Fragen beantwortete er in der Show in einem ausgedehnten Interview.
Die zentralen Aussagen in Kurzform:
Rodgers möchte weiterspielen - und zwar für die New York Jets
Es existiert keine Wunschliste, die er an die Jets gegeben haben soll.
Der Besuch der Jets Führung und ein ausgedehntes Nachdenken im “Darkness Retreat” stimmten ihn von einer 90% Wahrscheinlichkeit des Retirements ab
Alles Weitere könnt ihr dem Interview entnehmen. Und ja. Er ist eine Diva. Aber nunmal auch eine sportlich über jeden Zweifel erhabene Diva.
Offensive Line Depth Moves
In der zweiten Reihe der Jets Offensive Line hat sich die letzten Tage etwas getan.
Zunächst wurde bekannt, dass zwei Spieler die Jets verlassen: die interior Linemen Nate Herbig (Pittsburgh Steelers) und Dan Feeney (Miami Dolphins).
Herbig startete elf Spiele in der vergangenen Saison für den verletzten Alijah Vera-Tucker und machte seinen Job durchaus solide. Dafür wurde “nasty Nate”, den man im vergangenen Jahr als Waiver Pickup (Philadelphia) holte, nun mit einem Zweijahresvertrag über maximal acht Millionen Dollar belohnt. Herzlichen Glückwünsch!
Feeney folgt Mike White nach Miami, wo er einen Einjahresvertrag erhält (Summe noch unbekannt). Er spielte für die Jets in den vergangenen zwei Saisons in 14 Spielen und startete fünf. Bis auf Right Tackle spielte er alle Positionen mindestens einmal. Außerdem war er derjenige, der ein Bier beim Eishockeyspiel der Islanders medienwirksam auf Ex trank und die Dose am Kopf zerdrückte. Dafür wird er am ehesten in Erinnerung bleiben. Seine sportliche Qualität war eher… suboptimal.
Die Abgänge wurden durch zwei Signings wettgemacht: Am Donnerstag, dem 16.03., wurde Wes Schweitzer verpflichtet.
Der zu Saisonbeginn 30-jährige Lineman hat 60 Career Starts und spielte jede Position in der interior Line. Von 2017 bis 2019 in Atlanta und bis zuletzt bei den Washington Commanders wird Schweitzer eine Art Quality Backup für die Jets sein. Also ein direkter Nate Herbig Ersatz. Nach dem Bewertungssystem von Pro Football Focus hat er selten Ausreißer nach unten oder oben. In seinem letzten Jahr als Full Time Starter (2020) wurde er mit 69.0 (Run Block: 64.3, Pass Block: 72,6) bewertet. Dort spielte er Left Guard.
Außerdem wurde am Samstag, dem 18.03., Guard Trystan Colon-Castillo von den Baltimore Ravens verpflichtet. Der demnächst 25-jährige UDFA von 2020 kam bislang nur bedingt zum Einsatz (16 Spiele, 323 Snaps) und wenn er mal als Ersatz starten musste, dann als Center. Colon-Castillo ist jemand, der um einen Platz in den finalen 53 wird kämpfen müssen. Und wahrscheinlich habt ihr den Namen hier das erste Mal gelesen und lest ihn das nächste Mal, wenn er entlassen wurde.
Alter Jet, neuer Flughafen
Ein paar Jets haben den Hangar in der abgelaufenen Woche verlassen und eine neue Heimat gefunden. Um diesen Newsletter nicht explodieren zu lassen, hier die Aufzählung:
DL Sheldon Rankins → Houston Texans (ein Jahr, 9,75 Millionen Dollar)
WR Jeff Smith → New York Giants (ein Jahr, 1,2 Millionen Dollar)
RB James Robinson → New England Patriots (zwei Jahre, 8,0 Millionen Dollar)
DL Nathan Shepherd → New Orleans Saints (drei Jahre, 15 Millionen Dollar)
Kiss me, I’m a Jet
Am St. Patrick’s Day trägt man grün - zumindest wenn man Ire ist oder etwas mit der Tradition verbindet - was in den USA durch die Einwanderungsgeschichte automatisch der Fall ist. Und da kam der diesjährige St. Patrick’s Day für Veteran Punter Thomas Morstead wie eine Offenbarung, denn er musste sich kein Kostüm im Internet bestellen - er konnte einfach seine neue (alte) Arbeitskleidung tragen. Oder er ist ein großer Fan von DJ Reed. Man weiß es nicht.


Der langjährige Punter der New Orleans Saints schoss den Ball in 2021 das erste Mal in seiner Karriere für eine andere Franchise - die New York Jets. Er sprang für den verletzten Braden Mann ein und machte den Job besser als der 6th Round Pick von 2020. Mann übernahm jedoch wieder als er gesund wurde und Morstead setzte seine Karriere in Atlanta und letzte Saison in Miami fort, um nun wieder bei den Jets zu landen.
Er wird im Camp einen Punter Battle mit Braden Mann durchführen und ich lehne mich mal aus dem Fenster: Er wird gewinnen. Die Zeit von Braden Mann bei den Jets dürfte bald beendet sein.
3rd Overall Picks United
Die Jets haben auch in der Folgesaison zwei 3rd Overall Picks in der Defensive Line nebeneinander stehen: Quinnen Williams und…. Solomon Thomas.


Der erst 27-jährige 1st Round Pick aus 2017 erreichte nie auch nur im Ansatz das Level, das sein Draft Status versprechen ließ. Letztes Jahr spielte er in allen Spielen als Backup für die Jets und machte einen vernünftigen Job ohne besonders aufzufallen.
Allerdings ist sein Impact neben dem Platz das, was Solomon Thomas so unersetzbar macht. Er wurde als Walter Payton Man of the Year nominiert, da sein Herz größer ist als jeder Tackle auf dem Feld jemals sein kann. Thomas hat die Non-Profit Organisation The Defensive Line gegründet und investiert sehr viel Zeit und privates Geld, um Menschen vor den Folgen unbehandelter Depressionen zu warnen, Selbstmordprävention zu betreiben und die psychische Gesundheit in den Vordergrund zu stellen. Er organisiert Football Camps für junge Menschen und unterstützt diverse Organisationen mit seinem Geld. Einem 49ers Angestellten half er finanziell, nachdem dieser sein Hab und Gut durch die Buschbrände in Kalifornien verlor. Kurzum: Solomon Thomas hat jeden Cent in seinem neuen Vertrag verdient. No debate.
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